Fehler sind Erfahrungen im Rohzustand
Shownotes
Das Wissensnavi - LIVE
Am 25. April 2025 um 11:45 Uhr veranstalten wir unser ersten Online-LIVE-Event über Teams. Elena und ich treffen uns in einer coolen Location und nehmen Euch Online mit.
Kostenfreie Anmeldungen sind ab sofort möglich:
Das Wissensnavi für Lackierbetriebe
Der Podcast zum Thema Wissenstransfer und Wissensmanagement für industrielle Lackier- und Beschichtungsbetriebe.
Am Beispiel der Lackierbranche diskutieren Elena Schüßler-Roggenhofer und Markus Vüllers über das Wissen in den Unternehmen, welches bewahrt werden muss, auch wenn die Wissensträger das Unternehmen verlassen.
Elena, als Expertin für Wissenstransfer und Wissensmanagement und Markus, als Experte für Prozessoptimierung im Bereich industrieller Oberflächentechnik nehmen Euch mit auf die Reise durch die Welt des Wissens.
Anhand praktischer Beispiele werden typische Situationen in Lackier- und Beschichtungsbetrieben beleuchtet und Lösungswege für ein systematisches Wissensmanagement aufgezeigt.
Bringt Euch aktiv mit in die inhaltliche Gestaltung des Podcast ein, indem Ihr uns Eure Fragen und Themenvorschläge schickt.
Und nicht vergessen: Abonnieren, Glocke aktivieren, Liken und Teilen…
Schüßler-Roggenhofer Wissenstransfer
Elena Schüßler-Roggenhofer
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Markus Vüllers Coaching
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Elena Schüßler-Roggenhofer: Hallo Markus!
Markus Vüllers: Hallo Elena?
Elena Schüßler-Roggenhofer: Na, sind wir wieder hier? Gibt's was Neues zu erzählen?
Markus Vüllers: Regelmäßige Routine. Ja, ja, das ist wir haben ja tatsächlich keinen festen Tag. Das ist ja immer recht spontan, dass wir uns verabreden, dann nochmal eine Folge aufzunehmen.
Elena Schüßler-Roggenhofer: Spontan ist auch gleich das Stichwort. Spontan haben wir auch schon wieder die Reihenfolge unserer Podcastaufnahmen geändert oder bzw. der Podcast folgen. Spoiler an der Stelle, wir informieren euch ja schon gar nicht mehr, was dann in der Folgewoche kommen wird, weil wir wissen das selber nicht. Das wächst, das kommt intuitiv aus uns raus und manchmal muss es dann auch noch verändert werden. Deswegen sagen wir nichts. Warum ist das so? Ja, warum ist das so?
Markus Vüllers: Warum ist das so?
Elena Schüßler-Roggenhofer: Also ich, weil ich sehr kreativ bin. Ich weiß nicht, warum das bei dir so ist.
Markus Vüllers: weil ich mich darauf einlasse.
Elena Schüßler-Roggenhofer: Schön! Find ich gut. Ja, aber ich muss auch sagen, ich hab ja auch sinnvolle Ideen,
Markus Vüllers: Jaja, also sonst würden wir das ja nicht machen. Das ist ja tatsächlich eine Geschichte. Ich bin ja so eher der, es gibt Kollegen, sagen, der Buchhaltertyp, der sehr geplant und weit nach vorne alles irgendwo aufschreibt. Das habe ich mein ganzes Berufsleben gemacht und ja, das fällt mir tatsächlich schon dann manchmal so ein bisschen schwer, aber ich sehe dann das Ergebnis und die kreativen Ideen. haben wir Hand und Fuß. Das ist ja tatsächlich gut, was dann dabei rauskommt.
Elena Schüßler-Roggenhofer: Ja, und ich versuche ja trotzdem auch immer so bisschen irgendwie einen roten Faden zu finden. Also wenn es jetzt ein Thema gibt, dass wir da drauf hinleiten können zumindest oder wie können wir anknüpfen von dem, was wir denn in vorherigen Folge gemacht haben, wenn es denn schon klar ist, dass das genau diejenige welche sein wird. Und trotzdem ist es ja vielleicht auch gar kein Fehler, da so dran zu gehen, sondern ein iterativer Prozess, der auch einfach genauso passieren darf. Denn schließlich haben wir ja gar keinen Podcast Schema, sag ich mal, was jetzt von Woche zu Woche aufeinander aufbaut. Nur dann macht es Sinn, sondern wir nehmen aus dieser ganzen Wissenstransferwelt kombiniert mit der Lackwelt ja das raus, was natürlich uns bewegt, aber was auch euch bewegt und versuchen da das Bestmögliche reinzugeben. Und wenn wir dann wieder einen Impuls von euch auch bekommen von außen und den für so empfinden, dass er jetzt einfach eine höhere Priorität hat als vielleicht das, was wir geplant hatten, dann macht es ja auch Sinn, das dann einfach genauso einzuspielen.
Markus Vüllers: Man muss das ja auch mal ganz deutlich sagen an dieser Stelle, das sind die Abonnenten und Zuhörer ja selbst in Schuld, dass wir das so machen, weil es noch viel zu wenig Interaktionen gibt und Feedback in der Form, dass uns jemand sagt, Mensch, sprech doch mal darüber. Und das vielleicht an dieser Stelle nochmal der Appell, da brennen wir tatsächlich drauf, dass uns jemand sagt, die letzte Folge war jetzt aber doof oder Mensch, das war war jetzt ganz interessant. Jetzt könnte er doch vielleicht auch mal das Thema noch sprechen und seid sicher, dass wir dann sehr kreativ in Form von Elena den Ball aufnehmen und Elena es dann schaffen wird mich dann auch davon zu überzeugen ein bereits festgelegtes Thema für die nächste Folge neu zu gestalten.
Elena Schüßler-Roggenhofer: überzeugen kann ich
Markus Vüllers: Ja perfekt, klappt. Und ich bin auch noch ganz weit davon weg, dass ich irgendwann mal sage, ey jetzt nervt es aber. Also das ist tatsächlich nicht so.
Elena Schüßler-Roggenhofer: haben, ich auch sagen, Schwein gehabt. Gut, haben wir also festgehalten, auch dieses kreative Sein meinerseits ist auch kein Fehler und ich habe es jetzt schon so oft gedroppt. Unser heutiges Thema ist die Fehlerkultur und was ist eine Fehlerkultur, was passiert, wenn sie fehlt und was hat das Ganze mit Wissenstransfer zu tun und natürlich mit der Lackwelt. So, viele Fragen. Wir fangen aber vorne an mit einer Geschichte.
Markus Vüllers: Ja, eindeutig.
Elena Schüßler-Roggenhofer: Markus, erzähl mir doch mal einen Schwank aus deiner Berufsjugend. Wann hast du denn mal einen Fehler gemacht und was hast du draus gelernt oder was war da so, dass du es jetzt noch erinnerst?
Markus Vüllers: gibt tatsächlich ein Thema, welches in den letzten, jetzt muss ich mal ganz kurz rechnen, das ist gewesen 1993.
Elena Schüßler-Roggenhofer: da wurde ich geboren.
Markus Vüllers: Ja, gucke mal, das ist ja ein Wahnsinnszufall. In dem Jahr haben wir die erste Pulverbeschichtungsanlage in Betrieb genommen, die ich damals planen durfte. So nach meinem Studium und nach meiner Diplomarbeit haben wir dann gewechselt, die Technologie gewechselt und haben dann auf Pulverbeschichtung umgestellt. Warum erzähle ich das? Weil es ein Thema gibt, was mich heute auch immer noch begleitet. wenn ich in Pulverbeschichtungsbetrieben bin und jeder der uns zuhört und selber eine Pulverbeschichtungsanlage betreibt, der wird es wissen, wenn nicht dann wird es höchste Zeit, dass die Erdung ein ganz wichtiger elektrophysikalischer Prozess ist, der beim Pulverbeschichten eine Rolle spielt. So jetzt kommen wir zu meinem Fehler. Ich habe nämlich einen Fehler gemacht. den habe ich nicht alleine gemacht, hat das gesamte Planungsteam gemacht, inklusiv der Anlagenhersteller, eigentlich waren alle mit im Boot. Mein persönlicher Fehler war aber, dass ich meine Finger nicht von dem ersten beschichteten Teil weglassen konnte und so richtig einen gewischt gekriegt habe, aber so richtig, weil wir nämlich vergessen hatten in der Planung, dass eine Pulverbeschichtungskabine, vorher durch eine Elektrotauchlackierung fährt, neben der Stromschiene beim Elektrotauch lackieren auch eine Erdungsschiene braucht in der Pulverkabine. Keiner daran gedacht Erdungsschiene nicht da. Das heißt der große Termin der Inbetriebnahme der erste Transportwagen mit Teilen fährt durch die Kabine soll automatisch Pulver beschichtet werden. Wagen fängt rein, fährt in die Kabine riesengroßes Blitzlichtgewitter. Alle wundern sich was ist da denn los? Es hat Gott sei Dank kein Feuer oder keine Staub Explosion gegeben, weil die entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen eingeschaltet waren. Dann fährt er am Ende der Kabine raus. Alle waren erstaunt und ich, Idiot, gehe dann dahin und gehe mit dem Finger an das beschichtete Teil und dann ist der Funke übergesprungen, nämlich die Restladung auf dem Werkstück in meinen Zeigefinger. Das tat ziemlich weh. Das hat richtig weh getan.
Elena Schüßler-Roggenhofer: Awww.
Elena Schüßler-Roggenhofer: hat zwischen euch gefunkt.
Markus Vüllers: Ich bin Chemiker, ich habe mit Strom und Elektrik sowieso nicht viel am Hut, aber was habe ich da gelernt aus dem Fehler? Erdung beim Pulver beschichten ist eines der wichtigsten Themen überhaupt. Nicht immer sofort alles anpacken, was dann aus einer Lackierkabine rauskommt. Ja, und das war so die Story, die erzähle ich heute auch immer noch im Unterricht, weil Dummheit, aber daraus konnte man eine fehlende Menge lernen.
Elena Schüßler-Roggenhofer: Was hat das mit dir gemacht? Also wie bist du dann damit umgegangen? War blöd, war so quasi dummes Fleisch, ist halt ein bisschen verbrannt.
Markus Vüllers: Ja, ja, das war tatsächlich so. Also es war wirklich, es ist heute immer noch ein Running Gag. Zum damaligen Zeitpunkt hatte ich noch paar Haare mehr. Das heißt, da waren tatsächlich Haarlängen dabei, die dann auch abstanden. Das hat also richtig, richtig gefunkt. Heute wird da an der Stelle nichts passieren. Ja, was habe ich daraus gelernt? Prozesse komplett zu durchdenken, gerade im Bereich der Anlagenplanung, tatsächlich wirklich mal mit richtig professioneller Planung dann wirklich an alle Themen zu gehen. Habe aber auch gelernt, dass trotz eines hervorragenden Projektteams, was wir hatten, auch auf der Seite der Anlagenbauer, solche Fehler trotzdem passieren. Das heißt also, die Welt der Fehlerfreiheit und wenn alle dann zusammenarbeiten und dann passieren keine Fehler, das ist ziemlicher Quatsch. Aber man muss halt dann die richtigen Schlüsse daraus ziehen.
Elena Schüßler-Roggenhofer: Hm.
Elena Schüßler-Roggenhofer: heißt du siehst du schon auch, es war eher eine Lernchance auch, das fürs nächste Mal anders zu machen, Prozesse vielleicht auch anders oder größer noch mal zu durchdenken.
Markus Vüllers: Ja, absolut. wenn ich dann überlege, wie das Thema dann ausgegangen ist, das war tatsächlich, den Schuh haben sich dann alle angenommen und dann kamen natürlich auch wirklich ganz positive Dinge damit zu. Es ist ja auch was kaputt gegangen. Also es hat wirklich einen Schaden gegeben. Damals gab es noch die D-Mark. Ich meine, das wären irgendwie so 30.000 D-Mark, 40.000 D-Mark wirklich Anlagenschaden an der neuen Anlage gewesen.
Elena Schüßler-Roggenhofer: Ja, finde da... Nee, sorry, was wollte ich so sagen?
Markus Vüllers: Und alle Beteiligten haben sich professionell zusammengesetzt, haben das Thema dann wirklich so über gegenseitige Unterstützung, über Versicherungsleistungen abwickeln können, wie das dann im Rahmen der Möglichkeiten funktioniert hat. Und dann hat man natürlich wirklich auch diesen Team Spirit gespürt, dass alle aus dem Thema ihre Schlüsse gezogen haben. Und gelernt hat jeder der Prozessbeteiligten. Ich halt besonders, bei mir ist der Blitz eingeschlagen.
Elena Schüßler-Roggenhofer: Mhm.
Elena Schüßler-Roggenhofer: finde, da sind jetzt schon ganz schöne Aspekte dabei, auf die wir jetzt noch mal ein bisschen drauf eingehen können. Also auf der einen Seite haben wir ja wirklich so diesen Fehler nicht als Fehler zu betrachten, sondern als Lernchance. Ich finde, das ist auch so, das ist mein erster Kritikpunkt schon an dem Wort Fehlerkultur, weil das so den Fokus auf den Fehler legt, ne? Letztlich per Definition kann man sagen, dass eine gute Fehlerkultur bedeutet, dass Fehler als Lernchance gesehen werden. In dem Wort selber steckt aber ja nur das Wort Fehler drin. Das heißt, für mich, ich habe viel drüber nachgedacht, mich ein bisschen belesen, was kann man machen? Lernkultur ist ja ein ganz großes Thema. Das passt ja dann auch wieder zu diesen Lernchancen. Und dann bin ich heute über einen ganz tollen Begriff gestoßen, nämlich die Erfahrungskultur. Warum finde ich das so toll? A, natürlich, weil das an Erfahrungswissen anknüpft. Also es passt thematisch wundervoll. Und B, aber auch, weil Erfahrungen ja das sind, was wir sammeln, weil wir Fehler machen und weil wir Dinge irgendwie machen. Und deswegen ist es eigentlich ja nur ein Konglomerat an Erfahrungen. Und das finde ich sehr schön. Und du sagst es jetzt ja auch schon so, ihr habt oder... Du hast den Fehler gespürt tatsächlich in Form von einem Schlag. Aber alle haben ja auch daraus gelernt und ihre Schlüsse gezogen und haben sogar zusammengearbeitet. Und ich rede schon viel, aber ich möchte da auch noch sagen, das ist für mich auch noch der nächste Punkt, nämlich was macht das denn? Also was machen Fehler denn auch mit einer Gruppe? Und du hast es selber schon gesagt, du hast dich nicht als den Schuldigen gefühlt oder da gab es keine Schuldzuweisung. Aber ganz oft geht ja leider mit einem Fehler machen, eine Schuldzuweisung einher. Und das ist ja ganz schlecht, wenn genau das passiert. Weil dann folgen meistens ja Konsequenzen seitens der Person, die den Fehler gemacht hat. Sinne von Fehler werden zukünftig vertuscht werden aus Angst vor Konsequenzen. Mitarbeitende trauen sich nicht mehr, neue Ideen auszusprechen. Das Wissen bleibt bei den Einzelpersonen. Also da passiert ja dann ganz, ganz viel.
Markus Vüllers: Und vor allen Dingen, man verliert die Lust oder auch man hat Angst davor, Experimente zu machen. Und gerade so in so komplexen Technologien wie der industriellen Lackiertechnik sind Experimente zwingend erforderlich, sich weiterzuentwickeln, Prozesse zu optimieren, was Neues auszuprobieren. Und wenn dann immer die Angst im Vordergrund steht, Gottes Willen nur keine Fehler machen, weil das hat dann Konsequenzen, dann entwickelt man sich nicht weiter und tritt auf der Stelle. Und ich finde dieses Thema auch wirklich, dieses Thema Erfahrungskultur, dieser Begriff gefällt mir auch echt gut, weil das baut ja dann letztendlich auch Kompetenz auf. Haben wir ja schon mehrfach darüber gesprochen. Das sind ja genau die Themen. Ich habe ja auch schon gelernt, wie sich diese Wissenstreppe weiterentwickelt. Ja, und das brauchen wir ja, gerade so im Wissensmanagement und im Wissensstab.
Elena Schüßler-Roggenhofer: Ja.
Elena Schüßler-Roggenhofer: Genau, wollte ich auch genau darauf wieder aus, nämlich wir haben ja auch jetzt nochmal den Deep Dive mit Nils gemacht zu dem Thema Kompetenz. Und da war ja auch wieder genau dieser Fokus drauf, dass es muss einfach selbst Erfahrung gesammelt werden, es muss selbst gehandelt werden, selbst organisiert vielleicht auch sogar gehandelt werden, Kompetenz aufzubauen. Und dafür braucht es den Raum, Fehler machen zu dürfen, dass man lernen kann und darf. selbst organisiert und das nicht in eine Geringschätzung dann reinkommt oder eine gewisse Angst oder so entsteht, irgendwie zu handeln.
Markus Vüllers: Ja, und was nochmal ganz wichtig ist, auch nochmal so als Rückblick auf die Folge, die wir mit Nils aufgezeichnet haben. Wir haben ja da in der Folge auch intensiv über das Thema Sozialkompetenz gesprochen. Und die soziale Kompetenz ist nicht nur ein Thema, das gleich allen Chefs, Führungskräften und Vorgesetzten mal deutlich zu sagen. Das ist nicht nur ein Thema, was bei den Mitarbeitenden an den Anlagen erforderlich ist, sondern diese soziale Kompetenz. brauchen auch die Führungskräfte in einem solchen Prozess. Und zu dem Thema gehört natürlich dann auch, die Randbedingungen zu schaffen, nicht den Schuldigen zu suchen, wenn Fehler auftauchen, sondern wirklich diese Lernkultur, diese Erfahrungskultur im Unternehmen aufrechtzuerhalten und aufzubauen.
Elena Schüßler-Roggenhofer: Wenn wir jetzt nochmal die Stufe zurückgehen, Stufe im Sinne von Wissenstreppe, Kompetenz, und wir gehen nochmal runter wirklich zum Thema Wissen, können wir uns jetzt ja auch fragen, welche Auswirkungen hat das auf die Motivation, Wissen zu teilen, wenn eine bzw. keine Erfahrungskultur vorherrscht oder ja in dem gängigen Begriff vielleicht keine oder eine Fehlerkultur herrscht? Und auch da haben wir uns schon bisschen Gedanken gemacht. Ich habe mir Gedanken dazu gemacht. Du kannst es vielleicht ja noch mal aus der Lackwelt ein bisschen näher beschreiben, aus der Praxis. Letztlich, wenn eine offene Fehlerkultur herrscht, fühlen sich Mitarbeitende sicherer, ihr Wissen weiterzugeben. Sie haben also keine Angst davor, dass ihr Wissen hinterfragt oder kritisiert wird, wohingegen natürlich in einer fehlerfeindlichen Umgebung man lieber den Mund hält, denn wer nichts sagt, kann auch nichts falsch sagen oder nichts falsch machen. Was wäre da so ein typisches Beispiel? Also ich meine, du hast dich ja jetzt schon als Beispiel genannt, aber kennst du sonst noch was aus den letzten Jahren, auch aus seiner Selbständigkeit, was dir da so untergekommen ist?
Markus Vüllers: Ich brauche eigentlich nur ein Beispiel bringen, was in jedem Betrieb auftaucht, wo ich dann noch immer erlebe, dass die verschiedenen Lackier- und Beschichtungsbetriebe unterschiedlich damit umgehen. Und das ist der Reklamationsfall. Es gibt tatsächlich die Unternehmen, die eine Kundenreclamation bekommen, die da wirklich sehr offen, professionell mit ihren Mitarbeitenden darüber sprechen, die halt regelmäßig aus diesen Reklamationsfällen dann auch wirklich einen Lernprozess implementiert haben. Und es gibt die, du hast das eben gesagt, die Leute reden dann nicht darüber, werden Fehler nicht angesprochen, die werden vertuscht. Und es gibt dann die, da fällt dann plötzlich die Reklamation vom Himmel, die kommt dann zurück und dann geht die Suche nach den Schuldigen los, alle ducken sich weg und in einer solchen Organisation findet dieses Lernen und dieses Aufbauen von Erfahrungen nicht statt. Und das ist also dieser Reklamationsfall im Lackierprozess. Das muss noch nichtmals bis zum Kunden gehen. Das kann tatsächlich das Thema sein, dass der Beschichter festgestellt hat, mit meiner Pistole ist irgendetwas nicht in Ordnung. Die Spuckt oder die Druckluft hat irgendwelche Schwankungen gehabt. Dann hat er die Teile beschichtet und dann kommen an der Abnahmestation irgendwann die Teile aus dem Ofen raus. Die Teile werden kontrolliert. Die Qualitätskontrolliere gucken drauf, stellen dann fest, ob da hat es ja irgendwelche Probleme gegeben. Warum? haben die sich nicht einfach vorher darüber unterhalten. Warum tauschen die sich nicht aus? Dass also im Prinzip der Fehler angekündigt wird, da kommen gleich Teile, da könnten Probleme dran sein, dann muss nicht gesucht werden und dann findet auch dieser Schlupf nicht statt, dass dann irgendwelche Teile durchstarten und durchschlagen bis zum Kunden. Das hat nur Vorteile.
Elena Schüßler-Roggenhofer: So, wollen wir das jetzt dann auch noch dokumentieren?
Markus Vüllers: Ja.
Elena Schüßler-Roggenhofer: Wie?
Markus Vüllers: Wenn ich in den Betrieben bin, empfehle ich immer aus jedem Fehler einen Steckbrief zu machen, wo das Fehlerbild fotografiert wird. Immer ein ganz wichtiges Thema, dass man den Fehler dann auch wieder erkennt, wenn er wieder auftaucht. Dann die Problemlösung dokumentiert, die möglichen Ursachen und das ganze Thema dann in Form von Fotos, Text und vielleicht einem Video und einem Ergebnis dann auch nachhält. bis hin zu den Folgekosten, die so eine Reklamation vielleicht tatsächlich beim Kunden verursacht hat. Dass man also wirklich offen über das gesamte Thema diskutiert, die Dokumentation durchführt und dann beim nächsten Mal halt es entweder gar nicht mehr vorkommt oder man halt zumindest weiß, was das Ergebnis ist.
Elena Schüßler-Roggenhofer: quasi wie so eine Handreichung zu den verschiedenen Teilaspekten, finde ich macht auch total viel Sinn. Jetzt ist das natürlich sehr auf, es ist ein Fehler passiert, das hätte ja gar nicht passieren sollen. Das heißt, es gab irgendwie Malheur im Prozess und das kann ja immer mal passieren. Solche Situationen können natürlich sein, wenn es zum Beispiel auch Handreichungen für Prozesse gibt, wie etwas gemacht werden soll. Und dann denke ich, ich weiß es besser als die Anleitung und Spoiler, am Ende stellt sich raus, ich wusste es nicht. Und ich mach's aber trotzdem. Was können wir da machen?
Markus Vüllers: Miteinander sprechen.
Elena Schüßler-Roggenhofer: Ja.
Markus Vüllers: Und ein Forum schaffen, eine Plattform schaffen, dass die Mitarbeitenden in den Prozessen über genau solche Dinge offen, ehrlich miteinander sprechen. Das klingt so ein bisschen nach heile Welt, aber das muss das Ziel sein in den Unternehmen, dass man also wirklich genau diese Kultur schafft, dass das möglich ist.
Elena Schüßler-Roggenhofer: Und ich glaube, was da auch noch ganz wichtig ist, einfach diese Sensibilisierung, wenn es Dokumentationen gibt. Im besten Fall natürlich gut aufbereitete Dokumentationen, die zentral abgelegt sind für Anleitung. Wir nehmen einfach das Beispiel Anleitung oder Anweisung. Dass der erste Weg ist, bevor ich selber mache, wenn ich nur den kleinsten Zweifel habe oder etwas vielleicht nicht hundertprozentig sicher weiß. Das ist mein erster Weg, ich gucke in die Dokumentation und schaue einfach noch mal nach. Also wirklich dahingehend zu sensibilisieren, Menschen zu befähigen, selber zu gucken. Wenn es nichts gibt oder wenn es dann hinterher noch Fragen gibt, dann natürlich auch drüber reden. Aber den Switch im Kopf und in der Kultur auch hinzukriegen, wenn wir ja auch wissen, dokumentieren und wissen, explizieren, egal in welcher Form. dass wir erstmal versuchen, das auch zurückzugreifen. Nicht alles per Telefon oder irgendwie dann sonst wie versuchen. Also gucken, was da ist und dann in die Zwischenmenschlichkeit gehen, wenn ich nicht weiter.
Elena Schüßler-Roggenhofer: Ja.
Markus Vüllers: Ja, das war doch ein abgerundetes Schlusswort quasi,
Elena Schüßler-Roggenhofer: Finde ich auch, können wir so stehen lassen. Wir halten fest, ich zumindest spreche zukünftig von einer Erfahrungskultur, nicht mehr von einer Fehlerkultur, alleine von diesem Wording ein bisschen wegzukommen. Denn es ist ja für alle Beteiligten immer eine Lernchance, wie wir ja auch sehr anschaunlich in deinem Beispiel Markus heute schon gehört haben.
Markus Vüllers: Ja, und ich gewöhne mich an das Thema Erfahrungskultur. Lernkultur hatte sich schon bei mir so ein bisschen etabliert, aber Erfahrungskultur gefällt mir tatsächlich besser. So, und jetzt wollen wir unsere Zuhörerinnen und Zuhörer nicht vergraulen. Wir haben wie immer noch nicht zum Abonnieren, Liken und Teilen des Podcasts aufgerufen.
Elena Schüßler-Roggenhofer: Aber wir haben auch noch einen wichtigen Aufruf.
Markus Vüllers: Genau, wir heute hiermit dann auch tun. Ja, und jetzt kommen wir zu dem wichtigen Aufruf.
Elena Schüßler-Roggenhofer: Der wichtige Aufruf ist, wir haben unser erstes Webinar geplant und das wird natürlich nur schön, wenn ihr auch dabei seid und wir das nicht nur für uns machen. Und deswegen seid dabei in einer virtuellen Begegnung mit uns, wir in einer super tollen Location, zu der wir noch nicht mehr sagen, aber du sagst jetzt wann.
Markus Vüllers: Genau, wir haben ja schon die Werbetrommel gerührt, dass dieses Live Event stattfindet, wo wir dann tatsächlich über Wissenstransfer und mit ein paar Überraschungen mal so 45 Minuten live gehen, dass man uns dann auch wirklich direkt sehen kann und mit uns interagieren kann. Und wir haben diesen Podcast heute, der wird erscheinen. Also heute, wenn ihr den hört, am Tag des Erscheinen ist es der 22. April. Und am 25. April ist das Live-Event. Und wir haben geplant, wie ihr das bisher schon gesehen habt, um 11.45 Uhr geht's los. Geplant bis 12.30 Uhr, also über die Zeit, wo dann auch jeder sich die Zeit nehmen kann, daran teilzunehmen. Ja, und den Worten von Elena ist nichts hinzuzufügen. Je mehr Leute dabei sind und live mit uns interagieren, desto mehr freut uns das. Und ja, dann hoffen wir, dass wir uns am Freitag um 11.50 Uhr 11.45 alle live sehen.
Elena Schüßler-Roggenhofer: Jawohl, dass wir euch auch mal sehen und nicht ihr nur uns seht, bei YouTube oder hört auf sämtlichen anderen Kanälen.
Markus Vüllers: Ja, dann bis Freitag. In diesem Sinne. Ciao, ciao.
Elena Schüßler-Roggenhofer: Bis Freitag! Ciao, ciao!
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